Die AfD Main-Tauber-Kreis, manche Rechtspopulisten und Rechtslibertäre suggerieren, der Aufstand der Massen in Chile richte sich nicht gegen soziale Ungleichheit, sondern gegen die CO2-Steuer, die zu einer Verteuerung der U-Bahn-Preise geführt habe. In ihrer Betrachtung lassen sie jedoch die realen sozialen Verhältnisse in Chile außen vor, im Gegenteil reden sie diese schön unter Bezugnahme auf den abstrakten Gini-Koeffizienten.
Ihr Beitrag zielt nicht auf Solidarität mit den Menschen in Chile, sondern hat vor allem die Funktion eines Bashings gegen Grüne und Mainstream-Medien. Dass dies eine völlig verkürzte Sichtweise ist, versucht unser ausführlicher Beitrag zu zeigen:
Soziale Revolte in Chile und reaktionäre Anti-Ökologie in der AfD Main-Tauber-Kreis
Es ist nicht „dieser ganze Klima-Terror“, der den Bürgern in Chile, Frankreich oder Deutschland „mittlerweile ihr tagtägliches Leben unbezahlbar macht“. Es ist der Terror des Kapitalismus, der Menschen zu Besitzenden und Besitzlosen macht, zu Vermögenden und Armen, zu Kaufkräftigen und Leuten, die jeden Pfennig mehrmals umdrehen müssen. Es ist der Terror des Kapitalismus, der ursprünglich allgemein zugängliche, öffentliche Güter und Allmenden privatisierte und weiter privatisiert, der andere Menschen von der Verfügung über diese Güter ausschloss und ausschließt, sodass sich diese Menschen dann im Kapitalismus als LohnarbeiterInnen verdingen müssen.
Die Hintergründe der Unruhen und die soziale Realität in Chile sind vielschichtiger, als es die AfD MTK und andere „wissenschaftlich“ weismachen wollen. Chile ist das OECD-Mitgliedsland mit der größten sozialen Ungleichheit. Ein Prozent der Bevölkerung besitzt fast ein Drittel des Reichtums. Die Hälfte der Bevölkerung verdient weniger als 400.000 Pesos im Monat, umgerechnet etwa 410 Euro. Strom, Wasser, Bildung, das Gesundheits- und Rentensystem sind fast komplett privatisiert. Öffentliche Einrichtungen erhalten nur wenig Unterstützung vom Staat. Dies hier näher auszuführen, sprengt den Rahmen dieses Beitrags. Wer sich aus einer solidarischen und subjektiven Perspektive (ohne Textlastigkeit) über die Revolte in Chile informieren will, dem sei folgendes Video empfohlen: https://player.vimeo.com/video/370474561
Wir hoffen auf eine solidarische Verbindung und gegenseitige Befruchtung der verschiedenen sozialen, ökologischen und emanzipatorischen Bewegungen. Ein solches Bündnis ist dringend nötig angesichts der anti-ökologischen Reaktion, die demagogisch soziale Fragestellungen beispielsweise gegen die Klimaschutzbewegung und „Fridays for Future“ ausspielen möchte. Umwelt- und Klimaschutzbewegungen benötigen aber auch ein soziales Fundament, um auf eine breite Akzeptanz zu stoßen. Die Thematisierung der sozialen Frage und Ökologie sollten keine Widersprüche sein.
Gegen die anti-ökologische Reaktion, für eine freie und solidarische Gesellschaft!