Keine Wahlempfehlung: Johann Martel (AfD)

Keine Wahlempfehlung für Walldürn: Bürgermeisterkandidat Johann Martel (AfD)

Siehe ausführlich: https://mosbach-gegen-rechts.de/profil-kandidat-johann-martel/

Eigentlich könnte „Mosbach gegen Rechts“ die Bürgermeisterwahl in Walldürn am 9. Juli 2023 egal sein, wenn der dritte Kandidat Johann Martel nicht seit März 2019 Kreisvorsitzender der AfD Neckar-Odenwald-Kreis wäre und wenn die Bürgermeisterwahl dessen letzte politische Ambition bleiben würde. 2019 hatte er aber schon bei den Kommunalwahlen kandidiert, 2021 bei den Landtagswahlen und für einen Listen- und Erststimmenplatz bei der AfD für die Bundestagswahl. Der AfD-Kreisvorstand scheint zudem bewusst entschieden zu haben, dass Martel weniger als Person, sondern „als AfD-Kandidat“ antritt.

Einmal mit Protagonisten der inzwischen aufgelösten rechtsextremen AfD-Strömung „der Flügel“, einmal mit der Rechtspopulistin Alice Weidel.

Johann Martel lässt sich schwer in eine Schublade seiner Partei stecken. So sympathisiert er einerseits mit rechtsextremen, völkischen Exponenten der inzwischen aufgelösten AfD-Strömung „der Flügel“, andererseits lud er auch schon eher rechtskonservative AfD-Politiker ein, und bei der Aufstellung der Landesliste für die Bundestagswahl 2021 schloss er sich dem Team der rechtspopulistischen Parteivorsitzenden Alice Weidel (früher Investmentbankerin bei Goldman Sachs und bei der neoliberalen, rechtslibertären Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft) an.

Johann Martel fällt immer wieder durch politische Unerfahrenheit auf. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum er als Bürgermeister lieber „zuhören“ würde, als sich direkt in die Nesseln zu setzen. 2018 likte er einmal eine Fantasie, welches ein Frauengesicht unter einem Stahlhelm zeigt mit dem Titel „Wir sind Germanen, wir geben nie auf“. Im Oktober 2018 teilte er von einer AfD-Veranstaltung in Möckmühl mit dem Rechtsextremen André Poggenburg mit: „Hallo …, es ist eine Veranstaltung bei uns in Möckmühl. Wir versuchen jetzt das Volk wach zu bekommen, um unser Land zurück zu holen.“

Vielleicht ist das auch seine Motivation dafür, dass er als Bürgermeister unterbinden würde, dass die zivilgesellschaftliche Initiative „Herz statt Hetze Neckar-Odenwald“ weiterhin an Walldürner Schulen ihre Projekte anbieten könne. Die Initiative, die „für eine offene Gesellschaft“, „für Menschen, für Toleranz, für Freiheit und Demokratie“ eintritt, wurde von Martel als „linksradikal“ denunziert, sie fördere „LGBTQ-Ideologie und antideutsche Ressentiments“ und würde die Gesellschaft spalten.

Einerseits hatte Martel schon Vera Kosova (Juden in der AfD) mit ihren rechtszionistischen Positionen eingeladen, andererseits in sozialen Medien aber auch antisemitische Verschwörungsmythen wie beispielsweise das hetzerische Video „Viele Migranten sind bezahlte Söldner“ aus dem Jahr 2016 gelikt, welches das Narrativ vom „großen Austausch“ bzw. von „Umvolkung“ aufgreift und Migranten als eine bedrohliche gewalttätige Masse entmenschlicht darstellt.

Im Januar 2020 befand sich Johann Martel in Gesellschaft der AfD-Rechtsaußen Stefan Räpple, Dubravko Mandic und Dirk Spaniel bei einer Veranstaltung gegen die „Lügenpresse“ vor dem SWR in Baden-Baden. Räpple sprach von „linksextremen Medienleuten“, denen Mandic vorwarf zu lügen und „dass an ihren Händen Blut klebt“. Mandic drohte: „Dereinst werden sie für ihre Verbrechen zahlen müssen.“ Anderthalb Monate später reiste Martel aus Solidarität zum Gerichtsprozess in Berlin gegen den rechtsextremen Youtuber Tim Kellner, welcher die SPD-Staatssekretärin Sawsan Chebli als „Quotenmigrantin der SPD“ und als „islamische Sprechpuppe“ beleidigt hatte.

Ein großes Vorbild ist für Martel sicherlich auch der Thüringer AfD-Chef und Protagonist der rechtsextremen Strömung innerhalb der AfD Björn Höcke. Immer wieder bricht dieser gezielt politische Tabus und provoziert mit Andeutungen und Zitaten aus der NS-Zeit. So hatte Höcke beim Kyffhäuser-Treffen 2018 mit Anspielung auf ein Goebbels-Zitat gefragt: „Heute lautet die Frage: Schaf oder Wolf“ und unter Beifall gleich geantwortet: „Und ich, nein, wir entscheiden uns in dieser Lage Wolf zu sein.“ Derselbe Wolf im Schafspelz, Höcke, inszenierte sich während des aktuellen Kriegs Russland gegen die Ukraine vor einer Friedenstaube. Vor über zehn Jahren hatte Björn Höcke unter dem Pseudonym „Landolf Ladig“ für Blätter der NPD geschrieben und war am 13. Februar 2010 auf einer Demonstration an der Seite von Neonazis fotografiert worden.

Noch während der Corona-Zeit suggerierte auch Martel, dass in der Politik für die Zeit nach den Lockdowns der Corona-Zeit neue Einschränkungen der Grundrechte wegen des Klimawandels vorbereitet würden. Umweltschützer seien „Lobbyisten“, „die alle paar Jahre ein neues Weltuntergangsszenario finden“ wie beispielsweise den „Klimawandel“. Anders als alle wissenschaftliche Untersuchungen weiß Johann Martel: „Ob der Klimawandel menschengemacht ist oder nicht, ich glaube, das kann hier niemand beantworten“. Anstatt sich ernsthaft mit den wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels und seinen verheerenden globalen Folgen für zukünftige Generationen auseinanderzusetzen, plappert Johann Martel lieber irgendwelche demagogischen Behauptungen seiner Partei, von Lobbyisten der fossilen Industrie und rechtslibertären Netzwerken nach. Daher lehnt er auch erneuerbare Energien wie die Windkraft ab.

Lassen wir nicht zu, dass die AfD ihre Androhung „Wir holen uns unser Land zurück!“ wahr macht! Wir brauchen keine blau-braunen Zonen wie im Osten Deutschlands, die für zahlreiche Menschen in ihrer Vielfalt das Leben schwer erträglich machen. Die Faschisierung des Alltags darf keine Normalität werden!

Gegen Hetze, Hass, Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit! Für eine offene und solidarische Gesellschaft! Für ein gutes Leben für alle!