Vor 75 Jahren Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki – Für eine Welt ohne Atomwaffen!

Donnerstag, 6. August 2020, 17.30 Uhr auf dem Marktplatz Mosbach

 

Anlässlich des 75. Jahrestages der beiden Atombombenabwürfe auf Hiroshima (6. August 1945) und Nagasaki (9. August) lädt die Initiative AtomErbe Obrigheim zu einer Kundgebung für eine Welt ohne Atomwaffen ein. Die Kundgebung wird auf einem gekennzeichneten Abschnitt auf dem Marktplatz Mosbach stattfinden, auf dem aufgrund der Corona-Auflagen des Ordnungsamtes Maskenpflicht besteht und die Teilnehmer*innen registriert werden (die Daten werden nach einer Frist von drei Wochen vernichtet). Die Initiative bittet Interessierte, sich nicht durch die Corona-Auflagen von einer Teilnahme an der Kundgebung abschrecken zu lassen. Zuschauer außerhalb der gekennzeichneten Kundgebungsfläche sollten zumindest die Abstandsregeln einhalten.

Infolge der beiden Atombombenabwürfen starben bis Jahresende 1945 mehr Menschen, als der Neckar-Odenwald-Kreis heute Einwohner zählt. Nach einer Phase der Entspannung nach dem Ende des Kalten Kriegs ist die Atomkriegsgefahr in den letzten zehn Jahren wieder deutlich gestiegen. Anfang dieses Jahres stellten die Atomic Scientists die Weltuntergangsuhr auf 100 Sekunden vor Mitternacht, wobei sie inzwischen auch Gefährdungen der Lebensgrundlagen der Menschheit durch Klima- und Umweltzerstörung mit berücksichtigen.

Die wirtschaftlichen, politischen, diplomatischen und rüstungspolitischen Auseinandersetzungen der führenden Welt- und Atommächte USA/NATO, Russland und China und anderer verhärten sich. Die Gefahr von Atomkriegen erhöht sich durch die Entwicklung von Hyperschallraketen, welche die Reaktionszeiten auf einen tatsächlichen oder vermeintlichen gegnerischen Atomangriff verkürzen, und von taktischen Atomwaffen mit etwas verminderter Sprengkraft (sogenannte Mini-Nukes), um Kriege mit flexibel einsetzbaren Atomwaffen scheinbar begrenzt führen zu können. Außenminister Heiko Maas sprach sich bei einem Besuch in Hiroshima im November 2019 vordergründig für atomare Abrüstung aus, während er gleichzeitig in Loyalität zur NATO und den USA klarstellte, dass er einen einseitigen Abzug der amerikanischen Atomwaffen aus Deutschland ablehne. Daher weigert sich Deutschland auch weiterhin, den Atomwaffenverbotsvertrag zu unterzeichnen und zu ratifizieren. Aus dem Umfeld der Bundesregierung bzw. der Union gibt es immer wieder Überlegungen bezüglich einer Mitverfügung Deutschlands über Atomwaffen Frankreichs im Rahmen einer Europäisierung. Anfang März 2020 meldeten Medien, dass das US-Verteidigungsministerium demonstrativ Atomkriegssimulationen durchführe. Im Mai erwog US-Präsident Trump erstmals seit 1992 sogar einen Atomtest als Warnung gegen Russland und China. Wegen der Corona-Krise wurde 2020 auch die alle fünf Jahre anstehende Konferenz zur Überprüfung der Umsetzung des nuklearen Nichtverbreitungsvertrags (NPT/NVV) verschoben. Am 10. April 2020 meldete der Spiegel, dass die USA bereits im vergangenen Herbst ihre Atomwaffen in Deutschland (in Büchel in der Eifel) modernisiert hätten. Anderthalb Wochen später erklärte auch Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer, dass sie 45 amerikanische Kampfbomber für die Bundeswehr kaufen möchte; diese Trägersysteme sollen im atomaren Kriegsfall die amerikanischen, in Deutschland lagernden 20 US-Atombomben gegen feindliche Ziele zum Einsatz fliegen. Inzwischen wird auch befürchtet, dass die USA den am 5. Februar 2021 auslaufenden New-Start-Vertrag, der letzte große und noch geltende atomare Abrüstungsvertrag, kündigen könnten.

Die Initiative AtomErbe Obrigheim hat bei der Mahnwache und einer Klimaschutzdemonstration letztes Jahr über 100 Unterschriften für einen Appell gesammelt, in dem die Stadt bzw. der Gemeinderat von Mosbach und der Oberbürgermeister aufgefordert werden, dem ICAN-Städtebündnis zur Abschaffung aller Atomwaffen beziehungsweise den Mayors for Peace beizutreten. Die Unterschriften wurden mit einem entsprechenden Schreiben nun im Juni den Gemeinderäten und dem Oberbürgermeister übermittelt. Mittlerweile haben sich fast 90 Städte dem ICAN-Städteappell angeschlossen, darunter 15 Hauptstädte der Bundesländer und aus unserer erweiterten Region die Städte Heilbronn und Karlsruhe: Mosbach wäre damit nicht in schlechter Gesellschaft. Ebenso der Mosbacher Oberbürgermeister im Falle eines Beitritts zu den Mayors for Peace, denen mittlerweile auch fast 700 Bürgermeister in Deutschland angehören, unter anderem diejenigen von Heilbronn, Heidelberg, Schwäbisch Hall und Wiesloch. Zudem appelliert die Initiative an die Bundesregierung, ihre Verweigerungshaltung aufzugeben, den Atomwaffenverbotsvertrag von 2017 zu unterzeichnen und zu ratifizieren sowie den Beschluss des Deutschen Bundestags von 2010 umzusetzen, sich mit Nachdruck für den Abzug aller US-Atomwaffen aus Deutschland einzusetzen.

Mit der Kundgebung möchte die Initiative ihr Anliegen nochmals demonstrativ unterstreichen und den Opfern der militärischen Atomkraftnutzung gedenken.