3. Mosbacher Klimademo

„Climate Justice – now!“

Ein bisschen mehr Beteiligung hatten sich die Organisatoren der 3. Mosbacher Klimademo am Freitagnachmittag (29. November) schon erhofft. Mit fast 150 TeilnehmerInnen waren es nur etwas mehr als die 100 bei der letzten Demo im Oktober und deutlich weniger als die 800 vom 20. September. Am Vormittag hatten schon 150 junge und ältere Leute im strömenden Regen in Adelsheim for Future demonstriert, womit die Bewegung auch im Bauland angekommen ist. Auch deutschlandweit waren es bei diesem Global Climate Strike weniger als die Hälfte: 630.000 gegenüber den 1,4 Millionen vom September. Lag es an der Jahreszeit, am Büffeln für gute Noten mitten im Schuljahr oder an der Uhrzeit von 15.15 Uhr, dass nicht mehr SchülerInnen gekommen waren? Oder hat das Interesse an dem eigentlich drängenden Thema nachgelassen? Unabhängig davon dürften sich die TeilnehmerInnen einig gewesen sein, dass nicht weiterhin Jahre oder Jahrzehnte vertrödelt werden dürfen. Unterstützung hat die Bewegung auch durch das Europäische Parlament erhalten, das am Vortag den Klimanotstand ausgerufen hat, eine symbolische Geste, der jetzt entschlossene Taten folgen müssen, nachdem die Chefin der EU-Kommission Ursula von der Leyen ankündigte, 3 Billionen Euro bis zum Jahr 2030 für das Klima durch EU, die Mitgliedsstaaten und private Investoren zur Verfügung stellen zu wollen – eine Art Europäischer Green New Deal.

Zum Auftakt verwies Janosch auf die Positionen von Fridays-for-Future. Die Demonstration startete dann unterhalb des Bahnhofs Mosbach-West, vorneweg zogen lautstark und begeistert die Jüngsten mit dem Transparent: „Schützt die Welt, nicht das Geld“. Weitere Plakate mahnten „Es gibt keine 2. Erde“ und „mit Ausschalten war nicht Euer Gehirn gemeint“, sie forderten „system change, not climate change“, „Kohle stoppen“ und „Keine Subventionen für Klimakiller“. Das Umweltbundesamt berechnete die umweltschädlichen Subventionen für das Jahr 2012 in Deutschland auf 57 Milliarden Euro. In Sprechchören wurde „climate justice“ – Klimagerechtigkeit gefordert. Die Demo zog auf der Straße durch die Unterführung der Alten Neckarelzer Straße, weiter auf der B 27, ging ab dem Busbahnhof auf dem Fußgängerweg in die Innenstadt, umging dort wegen des Weihnachtsmarktes den Marktplatz und zog weiter durch die Fußgängerzone zum Ludwigsplatz. Auf der Abschlusskundgebung warb Franziska für eine klimaverträglichere vegane Ernährung, Judith erläuterte die klimatisch katastrophalen Auswirkungen der Treibhausgase auf der Erde und Thomas Schaupp zeigte Handlungsmöglichkeiten und Fristen als Beitrag Deutschlands auf, um die Klimaerwärmung und daraus weltweit resultierende Schäden zu begrenzen.

Heftig bemängelt wurde auch, dass das Klimapaket der Bundesregierung zu halbherzig sei und kontraproduktive Weichenstellungen in der Wirtschaftspolitik (zum Beispiel Maßnahmen, die den weiteren Ausbau der Windkraftnutzung weiter erschweren) getroffen wurden.

Redebeitrag von Thomas Schaupp:

Warum demonstrieren wir heute, macht das denn Sinn? Ich würde nicht hier stehen, wenn meine Antwort nicht wäre: „Natürlich macht das Sinn!“. Aber warum? Seit 2018 ist der Klimaschutz in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen, in jeder Woche werden Themen zum Klimaschutz in allen Medien diskutiert. Nach 14-jähriger Untätigkeit hat die Bundesregierung jetzt ein Klimaschutzgesetz beschlossen, wenn auch nur mit wenig Wirkung und vielen versteckten Bremsen, aber es ist ein Anfang.

Es muss uns bewusst sein: In einer Demokratie geht die Macht vom Volk aus, gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung kann keine Regierung Entscheidungen durchsetzen. Der „Wille der Bevölkerung“ setzt sich aus uns allen, die wir hier sind, und allen, die heute nicht hier sind, zusammen.

Solange ein Großteil der Bevölkerung mögliche Unannehmlichkeiten durch den Klimaschutz fürchtet, und diese mehr fürchtet als die Klimakatastrophe selbst, kann die Politik nicht (beherzt) handeln. Deshalb ist unsere Demonstration nicht nur wichtig, um den Politikern zum Beispiel unseren Bundestagsabgeordneten Herrn Gerig und Frau Schneidewind-Hartnagel und unseren Landtagsabgeordneten Herrn Hauck und Herrn Nelius zu sagen, was nötig ist. Es ist auch ganz besonders wichtig, unseren Mitbürgern zu sagen, was wir wissen und was zu viele noch nicht wissen, vielleicht auch nicht wissen wollen:

Die Klimakatastrophe wird viel schlimmer als alle Gegenmaßnahmen, so unangenehm sie auch sein mögen. Die Klimakatastrophe kann aufgehalten oder zumindest eingedämmt werden durch sofortiges Handeln. Ein Industrieland wie Deutschland kann sich klimaneutral mit Energie versorgen und dabei sogar billiger und besser leben als vorher. Natürlich – und das darf man nicht verschweigen – gibt es viele Umbrüche und damit auch Nachteile für manche Bürger. Diese Nachteile müssen in der Gesellschaft so gerecht wie möglich verteilt werden, z.B. durch eine Klimadividende.

Und wie kann sich Deutschland mit klimaneutraler Energie versorgen? Dass das geht, und wie das geht haben, viele Institute untersucht und belegt:

– Viel effizienteren Energieverbrauch, den größten Nachholbedarf haben wir bei der energetischen Sanierung von Altbauten und effizientem Verkehr

– 5 mal soviel Solar- und Windenergie, [auch als Voraussetzung für die]

– Umstellung möglichst vieler Verbraucher auf Strom, insbesondere im Verkehr und bei Heizungen mit Wärmepumpen, denn Wind und Solar machen Strom.

Umsetzen müssen wir es, und den dafür nötigen Rahmen müssen wir in unserem Land schaffen. Da wir schon 30 Jahre verloren haben, muss es jetzt schnell gehen. Daher fordert Fridays-for-Future:

– Bis Ende 2019 das Ende der Subventionen für fossile Energieträger, 1/4 der Kohlekraft abschalten und eine Steuer auf alle Treibhausgasemissionen. Der Preis für den Ausstoß von Treibhausgasen muss schnell so hoch werden wie die Kosten, die dadurch uns und zukünftigen Generationen entstehen. Laut Umweltbundesamt UBA sind das 180 € pro Tonne CO2.

– Sowie: Nettonull 2035 erreichen, Kohleausstieg bis 2030, 100% erneuerbare Energieversorgung bis 2035.

Alle Fotos sind von der Fridays for Future Demo in Mosbach.

„Fridays for future“ auch im ländlichen Raum – z.B. in Möckmühl, Eppingen und Bad Rappenau

Auch in Möckmühl, Eppingen, Bad Rappenau, Öhringen, Schwäbisch Hall und Heilbronn gab es Aktionen zum Klimastreiktag. Wir verweisen hierzu auf den Bericht der Linken Kreisverband Heilbronn.