Am Sonntag, 24. März 2019 schließt sich um 17 Uhr direkt an die reguläre Sonntagsöffnung der KZ-Gedenkstätte Neckarelz (Mosbacher Straße 39) eine Lesung von Peter Krieger aus dem Buch „Der Kapo der Kretiner“ von Hilde Wagner an. Diese hat die Aufzeichnungen ihres Mannes Karl Wagner nach dessen Tod zu dem Buch zusammengefasst. Es zeigt am Beispiel des Dachauer KZ-Häftlings Karl Wagner, dass Brüderlichkeit oder Solidarität auch in einem Konzentrationslager möglich waren.
Karl Wagner, geboren 1909 bei Künzelsau, gestorben 1983 in Karlsruhe, trat in der schwierigen Zeit der Weltwirtschaftskrise in die KPD ein und engagierte sich nach der Machtergreifung im kommunistischen Widerstand. Er wurde bald verhaftet und durchlief die Konzentrationslager Heuberg, Börgermoor, Dachau, Mauthausen, Dachau-Allach und Buchenwald.
Kommunistische und andere politische Häftlinge versuchten trotz der schwierigen Haftbedingungen untereinander Solidarität zu üben. Nach vielen Haftjahren gelang es ihnen, im KZ Dachau eine Art illegale „internationale Lagerleitung“ zu etablieren. Mit Geschick, Mitgefühl und Mut gelang es Karl Wagner als „Maurerkapo“, seinen Mithäftlingen den Alltag im KZ Dachau zu erleichtern. Im April 1943 wurde Karl Wagner Lagerältester des Außenlagers Allach, später aber dieser Position enthoben, nachdem er sich geweigert hatte, einen Häftling auszupeitschen. Beim Versuch der SS, den Widerstand der politischen Gefangenen zu zerschlagen, wurde er in das KZ Buchenwald überführt, wo er im April 1945 die Befreiung erlebte.
Gleichzeitig mit der Lesung verabschiedet sich die KZ-Gedenkstätte Neckarelz auch von der Ausstellung „Fraternité Brüderlichkeit“, einer Kunstausstellung mit Gemälden von Schülern des Ganztagsgymnasiums Osterburken und einem großformatigen Gemälde von Harald Gruber und Bernard Latuner. Die Schülerausstellung läuft seit September 2018 und wird im April in Osterburken und mit einem anderen großformatigen Kunstwerk im Juni in Buchen zu sehen sein.