Liebe, Demokratie und Zusammenhalt statt „Groll der Allmacht“
Bericht zur Informationsveranstaltung über das „Groll der Allmacht“-Konzert am Samstag, 15. Februar 2020
Bei der Informationsveranstaltung am Samstagabend, 15. Februar 2020, in Boxberg-Wölchingen reichte die Bestuhlung nicht aus, sodass das „Netzwerk gegen Rechts Main-Tauber“ (NGRMT) schätzungsweise 60-70 BesucherInnen begrüßen konnte. Eine solche Resonanz ist erfreulich, nachdem die Veranstalter im Vorfeld Schwierigkeiten bei der Raumsuche hatten und auf Reserviertheit gestoßen waren. Anlass der Veranstaltung war das parallel stattfindende Black-Metal-Konzert „Groll der Allmacht“ in Boxberg-Bobstadt, organisiert vom stellvertretenden Ortsvorsteher Heiko Gubelius. Eine der vier auftretenden Bands war „Eishammer“, deren Musik, Texte und Kontakte – insbesondere des Frontmanns Dennis Hock – nach Recherchen des Referenten Timo Büchner und von Anna Hunger von der Wochenzeitung Kontext vom 5.2.2020 Bezüge zum Rechtsextremismus erkennen lassen. Im Vorfeld berichteten ansonsten nur die Stuttgarter Nachrichten am 11.2.2020 über das geplante Konzert unter der Fragestellung „Umstrittenes Black-Metal-Festival: Germanisches Gerülpse oder Nazi-Ideologie“, während die örtlichen Fränkischen Nachrichten hingegen lediglich einen Veranstaltungshinweis veröffentlichten.
Musikalisch umrahmt wurde die Informationsveranstaltung durch die Gruppe „die Marbacher“, die ihre ursprüngliche Heimat bei der Naturfreundejugend hatten. In ihren vorgetragenen Liedern erzählten sie über die Unmittelbarkeit nationalsozialistischen Terrors am Beispiel des KZ Kochendorf (Bad Friedrichshall, „Hier nicht dort, nicht weit fort, standen die Mauern und Zäune am Ort … viel zu viel haben weggeschaut“), forderten angesichts neonazistischer Brandstiftungen nach der deutschen Wiedervereinigung zum Zusammenhalt auf („aber heute ist nicht gestern, es ist eine andere Zeit: vor der Rückkehr der Faschisten bewahrt uns die Einigkeit“), erzählten, dass der Häftling Walter Vielhauer aus Heilbronn und andere ein vierjähriges jüdisches Kind im KZ Buchenwald vor der Ermordung durch die SS versteckten, und forderten zum entschlossenen Engagement für eine demokratische Gesellschaft auf („ich will nicht, dass hier ein Staat entsteht, in dem die Dummheit regiert“). „Die Marbacher“ wiesen damit auf die historischen Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus hin und stellten das heutige Engagement gegen Rechts in die Tradition des antifaschistischen Kampfes.
Der aus der Region stammende Politologe Timo Büchner (Amadeu-Antonio-Stiftung), der für das NGRMT und andere Gruppen die Broschüre „Organisierte rechte Strukturen zwischen Tauber, Kocher und Neckar“ (2018) sowie zwei Bücher zum Thema („Antisemitismus im Rechtsrock“, 2018 und „Der Begriff Heimat in rechter Musik“, 2020) verfasst hatte, gab einen kompetenten Überblick zur Problematik des Konzerts vor dem Hintergrund von Bezügen der Band „Eishammer“ ins rechtsextreme Milieu.
Das Konzert in Boxberg-Bobstadt und die Auseinandersetzungen darüber hatten schon 2016 einen prägnanteren Vorläufer, damals war es die Band „Permafrost“ auf dem „Torn your Ties“-Festival (siehe hier und hier und hier). Büchner erläutert zur Einführung, dass innerhalb des Black-Metal (BM) die kleine Szene des National Socialist Black Metal (NSBM) existiert, die etwa fünf Prozent der Tonträger ausmacht. Als Protagonist des NSBM gilt Hendrik Möbus, der in den 1990er Jahren einen Mitschüler ermordet hatte und als „Satansmörder von Sondershausen“ bekannt wurde. Er ist Gründer und Sänger der Band „Absurd“, trete heute unter anderem noch in der Ukraine und Italien auf, ist Geschäftsführer des Vertriebs von „Darker Than Black Records“ und sei ein zentraler Netzwerker von BM und NSBM.
„Darker than Black“ vertreibt unter anderem „Permafrost“ aus Sachsen-Anhalt. Die Band coverte den erstmals 1992 veröffentlichten „Blut muss fließen“-Song, welcher zum antisemitischen Massenmord aufruft und die Vorstellung transportiert, die Bundesrepublik Deutschland sei von Juden kontrolliert: „Wetz die langen Messer auf dem Bürgersteig! Lass die Messer flutschen in den Judenleib! Blut muss fließen knüppelhageldick, wir scheißen auf die Freiheit dieser Judenrepublik…! kommt einst die Stunde der Vergeltung, sind wir zu jedem Massenmord bereit.“
Dass „Permafrost“ 2016 in Boxberg-Bobstadt auftrat, konnte nicht verhindert werden. Der Veranstalter – damals auch schon der stellvertretende Ortsvorsteher Gubelius – ließ sich nicht davon überzeugen, die Band auszuladen, obwohl der sachsen-anhaltinische Verfassungsschutz sie als rechtsextrem bezeichnete. Auch eine Gesprächsrunde mit Bürgermeister, Ortsvorsteher, Polizei, der Initiative „Mergentheim gegen Rechts“ usw. führte nicht dazu, dass ausreichender Druck auf den Veranstalter Gubelius ausgeübt wurde, das Konzert abzusagen. Hendrik Möbus habe sich damals in Foren in die Debatte eingeschaltet und Gubelius, den er duzte, geraten, das nächste Mal einfach „Special Guests“ anzukündigen.
2019 wurde der stellvertretende Ortsvorsteher Heiko Gubelius in seinem Amt bestätigt. Am 15. Februar 2020 veranstaltete er sein erstes öffentlich beworbenes Konzert seit 2016 – und stellte so erneut seine Nähe zur extremen Rechten unter Beweis: Neben Bands wie „Amystery“, „Skōhsla“ und „Unlight“ trat die aus dem Jagsttal (Hohenlohe) stammende Black Metal-Band „Eishammer“ auf. Die 2018 gegründete Gruppe hatte Mitte November 2019 einen Auftritt im Rahmen des „Age of the Apocalypse“-Konzerts nahe Gera in Thüringen geplant, das im Geheimen organisiert, allerdings aufgrund mehrerer Absagen des Veranstaltungsortes und des Drucks durch die Sicherheitsbehörden kurzfristig abgesagt worden war.
Mythologie oder Rechtsextremismus? Kontext Wochenzeitung und Büchner führen weiter aus: „Eishammer“ veröffentlichte im September 2019 das erste Demo-Tape „Söhne Teuts“. Der Titel erinnert zweifelsohne an die Split-CD „Teuts Söhne“ der in Neonazi-Kreisen beliebten Rechtsrock-Band „Die Lunikoff Verschwörung“. In der YouTube-Beschreibung eines Videos danken die Bandmitglieder explizit „Heiko G.“ für seine tatkräftige Unterstützung. Textlich vollzieht die Band, wie in Teilen des Black Metal üblich, eine Gratwanderung zwischen germanischer Mythologie und Rechtsextremismus. Beispiel: „Söhne Teuts, Wotans Krieger | Aus Sagen und Heldenliedern | Söhne Teuts aus Germania | Von Flandern bis nach Bavaria | […] | Aus Eisen schuf er die Ahnen | Stolz tragen wir seinen Namen | Empor aus des Vaters Glut | Erhob sich germanische Wut“. Die doppeldeutige Interpretierbarkeit der Texte ist ein Spiel, das für Musiker wie „Eishammer“-Sänger Dennis Hock attraktiv zu sein scheint, erlaubt es doch auch die Ausflucht, man sei unpolitisch.
Wirft man einen Blick auf das Facebook-Profil von Dennis Hock (Stand: 01/2020), könnte man meinen, er sei ein Neonazi. Er liked Rechtsrock-Bands wie „Überzeugungstäter“ oder „Blutzeugen“, Gruppen, die mehrfach auf dem Rechtsrock-Konzert in der Thüringer Kleinstadt Themar gespielt haben, NSBM-Bands wie „Nordglanz“ und „Leichenzug“, Rechtsrock-Vertriebe wie „Greifvogel Wear“ und „Sonnenkreuz Vertrieb“, Neonazi-Festivals wie „Rock für Deutschland“, Neonazi-Politiker wie den NPD-Bundesvorsitzenden Frank Franz, Neonazi-Publikationen wie „Werk Kodex“ und Neonazi-Events wie den 4. Europakongress der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“, der im Mai 2020 in Chemnitz (Sachsen) stattfinden wird. Zudem ist Hock via Facebook mit bundesweit aktiven Neonazi-Kadern wie Sebastian Schmidtke (Berlin, NPD), Jonathan Stumpf (Mannheim, NPD), Joost Nolte (Goslar, „Die Rechte“) und Benjamin Knüll (Rechtsrock-Band „Germanium“) befreundet.
Auf Nachfrage ließ der Sänger Dennis Hock hingegen ausrichten: „In meinem Privatleben bin ich kein Mitglied und nicht aktiv in rechten Parteien/Gruppierungen. Mein Privatleben wird komplett von der Band getrennt, wie auch bei den anderen Bandmitgliedern.“ Der Veranstalter Heiko Gubelius betont einmal mehr, es gehe im Rahmen des Konzerts lediglich um Musik – und nicht um Politik.
Auch für die EinwohnerInnen des Dorfes scheint es kein Problem zu sein, dass ein stellvertretender Ortsvorsteher Menschen mit rechtsextremer Gesinnung eine Bühne bietet. Boxbergs Bürgermeister Kremer meldete sich nach mehreren Anfragen nicht zurück, Ortsvorsteher Deissler äußerte sich nicht, ein Gemeinderat regte sich auf, dass man sich erneut in die Angelegenheiten des Dorfes einmische, mochte aber keinesfalls zitiert werden. Auch von den Musikern von „Unlight“, dem politisch eher unverdächtigen „Black Forest Hell Ensemble“, gab es kein Statement. In vielen Telefonaten mit Bobstädtern wurde betont, wie schön diese Konzerte immer gewesen seien. Keine Vorfälle, besser organisiert als jedes Dorffest, zudem sei das Konzert von Behörden ja nicht verboten worden. So schön ruhig sei es immer gewesen im Ort. Bis sich 2016 der Protest formierte und die Presse berichtete.
Positionierungen: „Alles was das Böse benötigt, um zu triumphieren, ist das Schweigen der Mehrheit.“ (Kofi Annan)
Nach Büchners Vortrag nutzten BesucherInnen rege die Gelegenheit zum Nachfragen. Büchner betont nochmals die Bedeutung dieser Informationsveranstaltung, dass von ihr ein klares Signal ausgehe, dass die Situation beobachtet werde, auch wenn das Konzert nicht verhindert werden konnte. Es folgten schließlich verschiedene Stellungnahmen von Vertretern von Organisationen und Parteien, welche die Informationsveranstaltung mitgetragen haben.
Dekan Rüdiger Krauth vom Evangelischen Kirchenbezirk Adelsheim-Boxberg hinterfragt das Motto der Veranstaltung „Groll der Allmacht“. Es gebe keinen Grund zu Groll in unserer Demokratie und angesichts unseres Wohlstands, sondern eher einen Anlass zu Dankbarkeit. Zorn sei ein schlechter Ratgeber. Er bekennt auch, dass er als Christ nicht erst dann ein Problem mit Black Metal hat, wenn dieser mit Nationalsozialismus infiziert ist. Er fordert zur Weiterentwicklung unserer Zivilisation mit demokratischen Mitteln auf, statt auf Unbehagen mit Groll, Hass und Allmachtsphantasien zu reagieren. => Siehe weiter unten Krauths Redebeitrag.
Silke Ortwein vom DGB-Kreisverband Main-Tauber geht auf die Wirkung von Musik ein, die viele Emotionen transportiere. Beim Konzert 2016 habe die Polizei argumentiert, dass sie sich eine Playlist habe vorlegen lassen und nichts zu beanstanden gehabt habe. Damit habe sie jedoch die mit dem Konzert transportierte Subkultur bzw. Botschaft und die Diskussionen im Netz ignoriert. => Siehe weiter unten Ortweins Redebeitrag.
Thomas Tuschhoff vom Kreisverband Die Grünen Main-Tauber bezieht sich eine Warnung des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im Bundestag am 29. Januar 2020: „Wir dachten, der alte Ungeist würde mit der Zeit vergehen. Aber nein: Die bösen Geister der Vergangenheit zeigen sich heute in neuem Gewand. Mehr noch: Sie präsentieren ihr völkisches, ihr autoritäres Denken als Vision; gar noch als die bessere Antwort auf die offenen Fragen unserer Zeit.“ Die Schönwetterperiode in unserer Demokratie sei vorbei, weshalb die Zivilgesellschaft gefordert sei: wo rechtsextremes Denken in Reden, Texten, Liedern, in der Kultur auftauche, müsse ein klares Stoppsignal gesetzt werden.
Smilla Huck vom Kreisverband Die Linke Main-Tauber bittet darum, den Abend nach außen zu tragen, um dem Rechtsrock und Rechtsruck entschlossen entgegen zu treten. Ihre Antwort auf Rechts ist Mitmenschlichkeit. Smilla Huck geht nochmals ausführlich auf die in den Texten von „Eishammer“ transportierten Menschenbilder ein. => Siehe weiter unten Hucks Redebeitrag.
Thomas Kraft vom SPD-Kreisverband Main-Tauber bekundet sein Entsetzen darüber, welche Kämpfe wieder geführt werden müssen, nachdem er geglaubt hatte, dass bestimmte Werte schon längst Selbstverständlichkeiten seien, wie zum Beispiel die Unantastbarkeit der Menschenwürde. Er wendet sich gegen Beschönigungen und falsche Annäherungsversuche: die AfD sei nicht konservativ und bürgerlich, sondern menschenverachtend und demokratiefeindlich. Die Vorgänge in Thüringen hätten Erschütterungen in Deutschland ausgelöst, damit dürften die Rechtsradikalen aber nicht durchkommen, es gelte sich einzumischen. Er stehe zu einem Deutschland, wie es sich 2006 bei der Fußball-WM als weltoffenes Land präsentierte, während heute andere Stimmungen zu vernehmen seien. Es dürfe einem Gerede wie dem der AfD-Landtagsabgeordneten Christina Baum aus dem Main-Tauber-Kreis über „Umvolkung“ und „Genozid am deutschen Volk“ kein Raum gegeben werden. Rechte Meinungen dürften im Land nicht eingebürgert, nicht zur Normalität werden. Die SPD stehe dafür: kein Schritt in Richtung Faschismus. Er begrüßt, dass am selben Tag 18.000 Menschen in Erfurt für Kompromisslosigkeit gegenüber der AfD demonstrierten und verweist auf die Warnung Kofi Annans im Jahr 2005 anlässlich des 60. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz: „Alles was das Böse benötigt, um zu triumphieren, ist das Schweigen der Mehrheit“.
In einem weiteren Beitrag verweist Xenia Heckmann von den Jusos darauf, dass laut dem Verfassungsschutz Rechtsrockkonzerte wichtige Vernetzungstreffen für Nazis seien, wogegen vorgegangen werden müsse. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung von den „Marbachern“ mit „Bella Ciao“.
Wenig Resonanz auf das Konzert
Mit „über 100 Besuchern und ein starker Auftritt“ – so „Eishammer“ auf seiner Facebook-Seite – war der Besuch des „Groll der Allmacht“-Konzerts überschaubar, wenn es auch nicht verhindert werden konnte. „Eishammer“ bezeichnete die Berichterstattung in der Presse (gemeint ist vor allem Kontext Wochenzeitung im Vorfeld des Konzerts) als „Hetze und Rufmord“. Sie erklärten nicht zu kapitulieren: „Wir haben uns bewiesen gegen die Presse. Die Leute kamen auf uns zu und haben sich ein eigenes Bild gemacht. Lasst euch nicht abschrecken von Lügen über uns. Wir freuen uns auf weitere Auftritte und Lieder in Zukunft. Wir sind für alles bereit.“
Im Editorial von Kontext Wochenzeitung (19.2.2020) in der Ausgabe nach dem „Groll der Allmacht“-Konzert berichtete die Redaktion knapp: „Am Nachmittag dann ab nach Bobstadt im Main-Tauber-Kreis zum Black-Metal-Konzert von Vize-Ortsvorsteher Heiko Gubelius. Wir hatten im Vorfeld berichtet, dass auf dem sowieso umstrittenen Konzert in diesem Jahr ein NPD-Sympathisant auftritt. Gubelius hatte daraufhin unsere Redakteurin zum Musik-Event ins Vereinsheim der örtlichen Fußballer eingeladen, um zu zeigen, dass sein Konzert mit rechtsradikalem Gedankengut aber mal überhaupt nichts am Hut hätte. Ende vom Lied: einige nette Leute von weiter weg, brachiale Musik zwischen Wimpeln und Mannschaftsfotos, vergossenes Schweineblut in der Umkleide und geschätzt 70 Gäste – darunter mehrere Neonazis wie aus dem Bilderbuch. Unsere Redakteurin solle sich verpissen, legte einer davon ihr nahe, …“
Das NGRMT verfasste zu seiner Veranstaltung einen Presseartikel, der am 21.2.2020 auch in den Fränkischen Nachrichten veröffentlicht wurde.
Rede von Dekan Rüdiger Krauth:
Liebe Freunde der Demokratie! Ich bedanke mich, dass ich hier und jetzt reden darf. Ich spreche als kirchlicher Vertreter.
„Groll der Allmacht“ – so die Überschrift über den heute in Bobstadt stattfindenden Black-Metal-Konzert. So war der Titel auch schon 2012 und 2013. Warum Groll? Wisst Ihr was „Groll“ ist? Groll bedeutet Zorn, Wut, aggressives Toben! Warum Groll? Gibt es Anlass zum Grollen? In einer Gesellschaft, in der der Wohlstand noch nie so hoch war, in der es möglich ist, zu einem Konzert durch ganz Deutschland zu fahren, um sich in einem kleinen Dorf zu treffen? In einer Gesellschaft, in der alle von den demokratischen Grundrechten profitieren?
Ich sehe vielmehr persönlich Grund zur Dankbarkeit für unsere Gesellschaft und ihre Möglichkeiten; Grund zur Dankbarkeit für die Grundwerte, die unser Grundgesetz uns garantiert! Und aus dieser Dankbarkeit möchte ich diese Werte auch immer mit Leben füllen und ich möchte diese Werte auch verteidigen – nicht aus Zorn heraus, sondern aus Vernunft und aus Dankbarkeit will ich unsere Demokratie mit demokratischen Mitteln schützen und ausbauen. Groll und Zorn sind schlechte Ratgeber, denn was kann daraus Gutes erwachsen? Ich möchte noch einmal die Frage stellen: Warum Groll? Es gibt gewiss viele Antworten auf diese Frage. Eine mögliche Antwort will ich mit Euch beleuchten.
Auf der Suche nach Antworten auf diese Frage, bin ich auf Hannah Arendt gestoßen, ich nenne sie eine große jüdische Philosophin. Sie schrieb 1951 (aus: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft): „Je höher entwickelt eine Zivilisation ist, je vollständiger die von ihr geschaffene Welt zur menschlichen Heimat geworden ist, je mehr Menschen sich in diesem künstlichen, von menschlichen Künsten entworfenen Gebilde zu Hause fühlen, desto empfindlicher werden sie gegenüber allem, was sie nicht produziert und nicht verändert haben, desto geneigter, alles als barbarisch zu betrachten, was, wie die Erde und das Leben selbst, auf geheimnisvolle, nie zu enträtselnde Weise einfach gegeben ist.“ Deshalb bringt die hochtechnisierte, durch-organisierte Zivilisation „eine Art Groll gegen das“ hervor, „was Menschen nicht gemacht haben und nicht machen können und von dem sie doch immer abhängig bleiben.“
Dieser Groll richtet sich nun nicht gegen die Natur, sondern gegen den Fremden. Er ist es, der unsere Selbstverständlichkeiten und Regeln und unsere Kultur hinterfragt, ja vielleicht sogar unseren Stolz auf das, was wir sind, kränkt! Er hat deshalb den Fremden ausgewählt, „weil sich im Fremden die von Natur gegebene Unterscheidung und das natürlich Unabänderliche viel deutlicher offenbaren als im Einheimischen.“ Das Fremde, heißt es bei Hannah Arendt weiter, lässt in seinem Fremdsein die Grenze erkennen, die „eine dauernde Mahnung an die Begrenztheit der Macht des Menschen ist.“ Soweit Hannah Arendt.
Ich füge jetzt hinzu: der Fremde, der abgelehnt wird, das ist nicht nur der Ausländer, sondern auch der Liberale und der Tolerante, der Weltoffene und wohl auch der „Allmächtige“ – auch ihm gilt der Groll derer, die ihre angeblich traditionsbegründete Welt nicht hinterfragen und nicht kritisieren lassen wollen.
Deshalb halte ich den Titel „Groll der Allmacht“ für ein Motto, das wir aus demokratischer Verantwortung heraus hinterfragen müssen. Es gibt in unseren irdischen Zusammenhängen keine Allmacht, die es zu bekämpfen oder zu hassen gilt. Alle Mächte in unserer Gesellschaft, ob Marktwirtschaft oder politische Parteien, ob Kapitalismus oder liberaler Humanismus, ob die Exekutive oder die Judikative, alle Mächte sind menschengemacht und nicht allmächtig. Wir können sie gestalten und weiterentwickeln und wir wollen das mit demokratischen Mitteln tun – nicht mit Hass, nicht mit Groll, nicht mit Mitteln der brachialen Gewalt, wie es die Bilder zu diesen Black-Metal-Konzerten leider immer wieder darstellen!
Für einen Christen wie ich es bin, ist nur Gott allmächtig – er begrenzt sehr wohl unsere Allmachtsphantasien, und er handelt nicht aus Groll, sondern aus Liebe. Daraus ergibt sich eine grundlegend andere Botschaft und eine andere Motivation zum Leben und Handeln in unserer Gesellschaft!
Rede von Silke Ortwein:
Liebe Mitaktive gegen „Rechts“ – gegen Rassismus und Ausgrenzung – gegen Hass und Hetze… Liebe Aktive für Demokratie und Freiheit!
Musik hat eine starke Wirkung. Das wissen wir zum Beispiel aus der Medizin – hier wird nicht von ungefähr als Therapie angewandt: Denn Musik spricht Emotionen an – sie kann in uns etwas zum „klingen“ bringen – mit Musik erreichen wir Menschen auf ganz eigene Weise: Musik ist aus vielen Bereichen kaum wegzudenken: Werbung zum Beispiel: Können Sie sich vorstellen, wie abhängig der Erfolg einer Werbung von der eingesetzten Musik ist? – Oder habt Ihr schon mal beim Fernsehen auf die unterlegte Musik geachtet?
Musik transportiert einiges an Emotionen. Und dabei bleibt es nicht: Die jeweiligen Künstler treffen wir zahlreich in Talkshows oder in den einschlägigen Promi- und Boulevardshows – und ganz besonders in den sozialen Netzwerken wieder. So entsteht in und bei uns ein umfassendes Bild eines Künstlers oder einer Gruppe. Das ist völlig normal. Fragen sie mal ältere Menschen nach Andrea Berg oder Helene Fischer – oder junge Leute nach Ed Sheeran… Da ist es in der Regel nicht nur ein Musik-Stück, sondern ein ganzes „Paket“ – angefangen von Texten, Musik und Show, das Leben echt oder „gefakt“ drum herum, das die Menschen anspricht.
Und genau das ist das ist eines der Probleme, die uns heute hier zusammen kommen lässt. Als vor dreieinhalb Jahren die Gruppe Permafrost in Bobstadt auftrat, von der ich eine Textzeile besonders abscheulich, widerwärtig, brutal, hasserfüllt und als eine Aufforderung zu einer Straftat empfinde: Es heißt da (und ich tu mich schon schwer das hier zu zitieren): „Wetzt die langen Messer auf dem Bürgersteig! | Lasst die Messer flutschen in den Judenleib! | Blut muss fließen, knüppelhageldick | Und wir scheißen auf die Freiheit dieser Judenrepublik!“, argumentierte die Polizei, sie habe sich die Texte, der beim Konzert zum Vortrag kommenden Lieder vorlegen lassen – diese seien alle in Ordnung.
Aus meiner Sicht greift das schon deshalb zu kurz, da diese Einschätzung nicht nur völlig außer Acht lässt, dass die Gruppierung in anderen Bundesländern als verfassungsfeindlich eingestuft wird, sondern auch, dass der Auftritt einer Gruppe eben noch durch viele andere Dinge zum Beispiel im Netz ergänzt wird. Die könnten drastisch gesagt, auf der Bühne stehen und „Alle meine Entchen“ trällern, dennoch wären sie keine anderen Menschen. Und jeder Konzertbesucher stieße eben trotz des harmlosen Liedes auf der Bühne, bei der Recherche im Internet auf die andere, die dunkle Seite, wenn er die Band googelt. Wir konnten vor zwei Jahren anhand einiger Zeilen der Band handfest belegen, wes Geistes Kind die Band Permafrost ist, dennoch hat dies nicht zum Verbot des Auftrittes geführt.
Dieses Jahr tritt die Gruppe „Eishammer“ beim Festival auf: Hier ist die Lage noch deutlich komplexer. Hierzu war in der Kontext Wochenzeitung folgendes zu lesen: „Eishammer“ veröffentlichte im September 2019 das erste Demo-Tape „Söhne Teuts“. Der Titel erinnert zweifelsohne an die Split-CD „Teuts Söhne“ der in Neonazi-Kreisen beliebten Rechtsrock-Band „Die Lunikoff Verschwörung“. In der YouTube-Beschreibung eines Videos danken die Bandmitglieder explizit „Heiko G.“ für seine tatkräftige Unterstützung. Textlich vollzieht die Band, wie in Teilen des Black Metal üblich, eine Gratwanderung zwischen germanischer Mythologie und Rechtsextremismus. Beispiel: „Söhne Teuts, Wotans Krieger | Aus Sagen und Heldenliedern | Söhne Teuts aus Germania | Von Flandern bis nach Bavaria | […] | Aus Eisen schuf er die Ahnen | Stolz tragen wir seinen Namen | Empor aus des Vaters Glut | Erhob sich germanische Wut“. Die doppeldeutige Interpretierbarkeit der Texte ist ein Spiel, das für Musiker wie „Eishammer“-Sänger Dennis Hock attraktiv zu sein scheint.
Schaut man sich dann im Netz um, wird klar, wo sich die Band selbst verortet. Denn noch immer gilt das alte Sprichwort: „sage mir mit wem Du umgehst und ich sage Dir wer du bist.“ Auch wenn das Netz ein neuer Raum ist, hat diese Weisheit nichts von ihrer Gültigkeit eingebüßt. Wenn Menschen im Netz unterwegs sind und ihre Haltung dadurch bekräftigen, dass sie extrem Rechte „liken“ – also sich deren Meinung anschließen und sie weiter verbreiten, machen sie sich mit deren Haltung gemein. Sie brauchen dazu selbst diese Dinge nicht mehr aussprechen oder aufschreiben – mit ihrem „Like“ werden sie aus meiner Sicht zu „Mitwissern und Mittätern“ an den Menschen verachtenden Texten, den geäußerten Ablehnungen und deren Folgen.
Ja, jeder Mensch hat seine eigene Meinung – seinen eigenen Musik Geschmack und ich gönne dies jedem. Es ist das hohe Gut der Meinungsfreiheit, das es mir auch ermöglicht hier zu stehen und zu Euch bzw. zu Ihnen zu reden. Ich denke aber, die Grenze ist da erreicht, wo die Würde und das Existenzrecht von Mitmenschen in Frage gestellt werden. Die Freiheit des einzelnen hat eben auch Grenzen: Hier fällt mir der Satz von Rosa Luxemburg ein: „Die Freiheit ist immer die Freiheit des anders Denkenden“.
Besonders tragisch an der gegenwärtigen Entwicklung empfinde ich es übrigens, dass die Freiheit zur Meinungsäußerung zum Deckmantel dafür wird, nicht mehr selbst klar Stellung zu beziehen. Dass es kaum möglich war, für diese Info und Gegenveranstaltung hier einen Raum zu bekommen, hat aus meiner Sicht damit zu tun, dass es bereits wieder Angst ist, die hier das Handeln von Menschen maßgeblich beeinflusst.
Wenn ein stellvertretender Ortsvorsteher, der doch im Ort beliebt, angesehen und aktiv ist, wegen der von ihm bevorzugten Musik an den Pranger gestellt wird, gibt es durchaus viele, die sagen: „Die Musik, die er bevorzugt, ist doch seine Privatsache – warum sollen wir uns mit ihm bös machen – was wollen die von außen hier? – bei uns ist es doch so schon friedlich…“ Nein, letzteres ist es ganz und gar nicht – denn Friede, ein friedvolles Zusammenleben setzt Respekt dem anderen Gegenüber voraus.
Wenn wir in der Geschichte zurückschauen, dann wird klar: Es hat auch damals so angefangen, dass man den ersten Schritten nicht gewehrt hat: Zunächst mit dem Argument: „Das ist alles zu unbedeutend“ – mit diesem Argument wurde zum Beispiel auch das Verbot der NPD im Januar 2017 vom Bundesverfassungsgericht abgelehnt –, es ist nicht wirklich relevant – mit dieser Argumentation versuchte es ja auch der frisch gewählte Ministerpräsident Kemmerich und beteuerte nichts mit den AfD-Politikern zu tun haben zu wollen, er könne ja nichts dafür, wenn diese nicht ihren eigenen Kandidaten wählten, sondern ihn, damit habe er nichts zu tun. Eine besondere Form des Schönredens, der Fehleinschätzung und des Desinteresses.
Ich glaube zudem, dass bei einigen Menschen bereits das Desinteresse von Angst abgelöst wird, Angst, sich selbst bei Äußerung einer anderen Meinung auszugrenzen, Angst nicht mehr dazu zu gehören, bis hin zur Angst vor Repressalien, denn Einschüchterung gehört bei den Rechten dazu und wird gerne und erfolgreich praktiziert.
Sollte ich mit dieser Einschätzung richtig liegen, ist es noch viel später als fünf vor zwölf! Wie hat es eines unserer Bündnismitglieder so treffend formuliert: „Mit seinem Black Metal-Konzert in Bobstadt verhilft Herr G. einem rechtsgerichteten Publikum zu einem Treffen, bei welchem es sich in seiner intoleranten und menschenfeindlichen Haltung bestärken kann.“
– Hören wir auf damit, solche Aktivitäten vor unserer eigenen Haustüre stillschweigend zu dulden und treten wir ihnen entschieden entgegen.
– Wehren wir uns gegen Rassismus und Hetze!
– Treten wir ein für eine offene und demokratische Gesellschaft. Denn wir wissen doch alle, wohin Rechte Parolen und Rassismus dieses Land in der Vergangenheit geführt haben.
– Wehren wir uns gegen all diejenigen, welche den §1 (GG) unseres Grundgesetzes in Frage stellen: Die Würde des Menschen ist unantastbar! …und ich füge hinzu: sie muss es bleiben!
Rede von Smilla Huck:
Guten Abend liebe Interessierten und Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Kampf gegen Rechts,
zunächst will ich Sie darum bitten, den heutigen Abend nach außen zu tragen; weil ich denke: nur, wenn wir alle weitergeben, was wir heute erfahren und gelernt haben, schaffen wir eine fundierte Basis, um dem Rechtsruck und explicit dem Rechtsrock etwas viel Größeres entgegenzusetzen. Und was kann man Rechten entgegensetzen? Ich denke, Menschlichkeit ist eine gute Antwort darauf.
In der Vorbereitung auf diesen Abend und generell bei der Auseinandersetzung mit dieser Thematik, also der rechtsextremen Musikszene, ist mir ein Aspekt ganz deutlich aufgefallen: Bei all der Musik und bei all den Texten wird unterschwellig – oft auch offensichtlich – ein Menschenbild vermittelt, bei dem jegliche Menschlichkeit verloren zu sein scheint. Genau darin liegt die Gefahr, denn nicht alle Texte sind für Konzertbesucher*innen augenscheinlich faschistisch. Genreabhängig werden die Texte auch gar nicht oder nur kaum verständlich präsentiert, weil die Musikrichtung das eben bedingt. Das ist auch heute beim Konzert von Eishammer der Fall.
Als ich mal eine Hörprobe gewagt habe, konnte ich mir die Texte kaum erschließen. Allerdings wurden die Lyrics bei einem großen Teil der Songs auch separat veröffentlicht. Da stößt man auf zahlreiche Begriffe, mit denen ich persönlich zunächst einmal gar nichts anfangen konnte. Aber generell schwappt, abseits von der musikalischen Inszenierung bereits in Anbetracht der Wortwahl eine dunkle und altertümliche Stimmung über. Diese Stimmung allein soll aber gar nicht bewertet werden, denn man darf die von rechter Unterwanderung betroffenen Genres und Musikszenen natürlich auch nicht einfach pauschalisieren.
Die Band selbst sagt in einem Interview mit „Black Metal Germania“ im September letzten Jahres dazu: „Die Texte handeln von germanischer Mythologie, Geschichtlichen Themen (Ereignisse der europäischen Geschichte) und dabei versuchen wir den Menschen auch den Germanischen Urglauben wieder etwas näher zu bringen.“
Den germanischen Urglauben näher bringen… Für mich war das ein sehr einprägsamer Satz, ich möchte Ihnen aufzeigen, warum: Wenn wir das jetzt in einem Kontext mit den Liedtexten sehen, werden wir in der Annahme bestätigt, dass hinter all dem ein schreckliches Menschenbild steht. Ich habe hier mal eine Stelle rausgesucht, die im Endeffekt für sich spricht:
Weit offen sollen die Schwingen stehen | Verräter wollen wir blutig fliegen sehen | Elendig krachend die Knochen drehen | Wenn sie versuchen Hels Qualen zu bestehen (Eishammer, „Blutadler“, erste Strophe).
Hier wird Gewalt verherrlicht und legitimiert, Bezüge zur nationalsozialistischen Ideologie sind leicht herstellbar, wenn abseits von Text und Musik auch die Band betrachtet wird. Das Bild einer Herrenrasse wird erzeugt, und das ist der Moment, in dem ich wieder an diesen Satz aus dem Interview denken muss, wo davon die Rede ist, den Menschen genau das wieder näher bringen zu wollen. Also für mich klingt das mehr nach einem Aufruf, rechte Ideologien zu verstärken und zu verherrlichen. Zumal in den Liedern historische Ereignisse völlig fern von ihrer eigentlichen Bedeutung wiedergegeben werden. Wohin die Verfälschung von Daten führt müssen wir doch aber nicht weiterhin austesten…
Die germanischen und keltischen Mythen haben durch den Nationalsozialismus ein verfälschtes Bild bekommen und das ist eine Schande. Die Nazis haben Geschichte konstruiert, tun das offenbar immer noch, haben die Historie missbraucht, wie es offenbar immer noch geschieht und haben Inhalte und Fantasien von vor 2.700 Jahren auf die Gegenwart übertragen, wie dies heute, hier im Nachbarort geschieht. Das können wir nicht dulden.
Keine Mythologie, rein gar nichts ist eine Legitimation für den Nationalsozialismus und seine Verbrechen. Diese Musik dient als rechtsextreme Propaganda, soll identitätsbildend sein, emotionale Bindungen schaffen, und vielmehr ist sie auch das finanzielle Rückgrat der rechten Szenen.
In meinen Augen wird die rechte Musikszene seitens der staatlichen Institutionen noch viel zu wenig aufgegriffen und eingegrenzt. Auch Thomas Kuban, der sich lange in der Szene aufgehalten hat, um Informationen zu gewinnen, denkt, dass die Zahl der Rechten Konzerte deutlich höher ist, als die Bundesregierung nennt. Er bemängelt auch eine unzureichende Arbeit des Verfassungsschutzes. Rechtsextremismus muss auf allen Ebenen bekämpft werden!
Worauf ich auch unbedingt einen Fokus legen möchte, ist der Sexismus, die Frauenfeindlichkeit in den Texten von „Eishammer“. Hier ist ein deutliches Rollenverständnis beobachtbar: Männern wird die Rolle des starken, kriegerischen und gewaltgeilen Machtwesens zugeteilt, während Frauen als schwache Begleitstücke ihrer männlichen Partner verstanden werden. Auch hier ist die Ferne von der Realität zu sehen: Tatsächlich existieren in der germanischen Mythologie auch Göttinen und weibliche bedeutsame Wesen. Außerdem werden dem Gott Odin nur die Eigenschaften als Kriegsgott und Todesgott zugeschrieben, obwohl er auch Gott der Dichtkunst ist. Seltsam, dass das keine Aufmerksamkeit in den Texten erhält.
Damit möchte ich keinesfalls sagen, dass die Germanische Mythologie Sexismus und klare Vorstellungen von den Lebensweisen von Mann und Frau nicht kannte; es geht mir darum, aufzuzeigen, wie diese Diskriminierung in den Geschichten exzessiv hervorgehoben und betont wird, und dass diese Band möchte, dass wir altertümlichen Ansichten folgen, deren Beseitigung intensive Arbeit, sogar Opfer, einer jahrzehntelangen Frauenbewegung gefordert hat. Noch immer ist der feministische Kampf nicht am Ende, und ich bin keinesfalls bereit, all die Bemühungen dieser Frauen über den Haufen zu werfen.
Ich bin davon überzeugt, dass auch Sie und wir alle gemeinsam uns nicht von Gewaltverherrlichung und Antimenschlichkeit überkommen lassen wollen und werden.
Die Linke Fraktion im Bundestag erstellt jedes Quartal eine Anfrage an die Bundesregierung, um die Aktivitäten der rechten Musikszene zu dokumentieren. Ich hege die Hoffnung, dass die Zahlen der Konzerte, die Einnahmen und generell die Erfolge der Veranstalter*innen zurückgehen. Und zwar nicht, aufgrund verfälschter Zahlen, sondern durch Veranstaltungen wie diese, die ein gesellschaftlich breit verankertes Bewusstsein kreieren, in dem für Diskriminierung und solche verachtenden Ideologien kein Platz ist.